Donnerstag, 21. Februar 2013


Mindestlohn und Leiharbeit,  eine fadenscheinige Debatte
Mindestlohn, welcher bitte schön darf es denn sein.

Den, den eine Familie in Stuttgart braucht, oder den, Mindestlohn der eine Familie in Stendal für ein auskömmliches Leben benötigt?
Ich bin kompromisslos  dafür, dass jeder Mensch mit einer Vollzeitstelle davon leben können muss und zwar über Hartz IV Niveau bzw. als Aufstocker.

Es gibt für viele Branchen und generell für die Leih- Zeitarbeit Lohnuntergrenzen. Das ist das Geld, welches die Leih-Zeitarbeiter für ihre Tätigkeit erhalten, nicht das was die Firmen für den Einsatz der Menschen bezahlen müssen. Dieser Tarif ist wesentlich höher. Die Zeitarbeitsproblematik wäre größtenteils gelöst, wenn die Firmen die Menschen direkt einstellen könnten bzw. dürften. Dann wäre der Anteil, der bei den Leih-Zeitarbeitsfirmen für Verwaltung usw. einbehalten wird. Damit wäre dann auch die unterschiedliche Entlohnung am Arbeitsplatz selbst, zwischen fest angestellten und geliehenen Arbeitnehmern gelöst. In den Gesamtkosten unterscheiden sich diese nicht, das die Leih-Zeitarbeitsfirmen ihren Anteil für Verwaltung, Risiko und Gewinn ebenfalls abschöpfen müssen.
Das Problem liegt nicht beim Mindestlohn, sondern in den starren Regelungen für ein Anstellungverhältnis. Viele Deutsche arbeiten in der Schweiz und fühlen sich dort wohl, obwohl der schweizer Arbeitsmarkt hoch flexibel ist. Firmen können dort je nach Auslastung Arbeitnehmer einstellen und entlassen. Trotz dieser kapitalistischen Regelung fühlen sich die vielen ausländischen Arbeitnehmer weder ausgebeutet noch leben sie in ständiger Angst vor der Arbeitslosigkeit.

Man sieht, dass die Vergütung des Leih- Personals unter Umständen sogar oberhalb den Kosten eines Angestellten / Arbeiters liegt. Das Unternehmen spart in den meisten Fällen kein Geld beim Einsatz von Leiharbeitern. Die Flexibilität wird teuer erkauft.
Jeder Unternehmer will sich durch Preis, Qualität und pünktliche Lieferung am Markt behaupten. Das erreicht er mit zufriedenen, motivierten Mitarbeitern, die sich nicht jeden Tag darüber Gedanken machen müssen, wie sie die Rechnungen bezahlen sollen. Viele Leiharbeiter mit einer zu geringen Vergütung leiden genau darunter und verbessern nicht die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland. Es liegt nicht unbedingt am Unternehmer.  Die Kennzahlen für 2012 vom BDI zeigen 3,7 Mio. mittelsständige Unternehmen mit 27 Mio. Arbeitern und Angestellten plus 1,2 Mio. Selbständigen auf. Diese Unternehmen überleben nicht mit Leiharbeitern und Dumpinglöhnen. Sie sind anständige Unternehmer für die das Wort Kaufmannsehre und soziale Verpflichtung keine leeren Worthülsen sind. Jeder Kredit eines Eigentümers geführten Unternehmens wird mit seinem eigenen Vermögen abgesichert. Er hat ein originäres Interesse daran, dass die Leistungsträger des Unternehmens hoch motiviert arbeiten und dadurch für die Rückführung der Kredite  Sorge tragen. Das eigentliche Kapital eines Unternehmens sind immer noch die Arbeiter und Angestellten. Unser wirtschaftliches Rückgrat ist nicht auf Dumpinglöhne und Leiharbeit aufgebaut, das sollte uns beruhigen und lassen sie uns die Debatte so führen, dass es auch wirklich zu einer Verbesserung kommt, was heißt, dass wir, die nicht von Leiharbeit und Dumping betroffen sind, abgeben werden.

Gehen wir zu den Schlecker Frauen über. Als FDPler ein ganz heißes Eisen, aber dennoch.
Hätte Schlecker sein Konzept in der Breite mit einem  Mindestlohn breit im Markt durchsetzen können? Reagieren wir nicht alle doch auf „Geiz ist geil“? Wieso kommen Firmen wie Elektronik Häuser damit durch? Weil jeder süchtig nach Schnäppchen ist.  Jedes gefühlte Schnäppchen freut uns diebisch.

Für die dritte Welt gibt es die Aktion  fair trade und jeder fühlt sich auch wahnsinnig toll, vor allem an Weihnachten, wenn er mit dem Kauf eines fair trade Produktes  vermeintlich ein Stück zum Weltfrieden beigetragen hat.
Waren wir damals bereit ein fair trade für Schlecker Frauen zu akzeptieren, im täglichen Leben, immer und überall? Wohl eher nein, die Sucht nach dem ultimativen Schnäppchen und die Gier nach immer mehr sind fest in unseren Genen verankert, ja es verhindert ein rationales Denken. Man ist eben nicht nur Kopf-Mensch, der Mensch reagiert ganz simple auf primitive Reize. Reflexartig wurde von den politisch anders Denkenden der Ruf nach dem Staat laut. Er soll / muss den Ausgebeuteten helfen. Wer ist denn dieser Staat. Ich bin der Staat, Du bist der Staat, Wir sind der Staat. Was hätte es denn verändert? Noch mehr Regulierung, noch mehr Bürokratie und eine Diskriminierung aller Unternehmen, die ihre Arbeitnehmer nicht zu Dumpinglöhnen bezahlen. Die hätte am Ende des Tages die Zeche für den Billiganbieter bezahlt.

Das Preis Dumping klappt auch bei Bio Produkten bestens. Hauptsache sie sind  bio und billig, auch wenn die Produkte aus China kommen. Biologisch angebaut, nicht ökologisch angeliefert; merke: biologisch ≠ ökologisch. Welche Perversion des Handelns und des sich gut fühlen. Was ist eigentlich in China mit dem Mindestlohn? Ist unser Handel und unser Handeln ethisch zu rechtfertigen? Inwieweit sind wir bereit unsere Grundversorgung gedankenlos an Dritte abzugeben? Ich denke dieses Thema würde jetzt in die Bereiche Subventionen und undurchsichtige Steuerpolitik münden. Lassen wir es heute und hier gut sein.

Fortsetzung folgt.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen