Dienstag, 19. Februar 2013


Energiewende und Illusionen
Teil 2
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Mein Fazit zu Beginn:

Vielleicht sollten wir einfach offen über das Scheitern des Vorhabens der Energiewende in jetziger Form reden!? Geben wir den Investoren eine Möglichkeit der Sonderabschreibung der Investitionen und fangen nochmal von Vorne an. Hinfallen ist keine Schande, liegenbleiben schon. Reichen wir, die Bürger und die Wirtschaft, unserer Regierung und Opposition in den Ländern und im Bund die Hände und helfen ihnen beim Aufstehen. Wenn sie sich nicht helfen lassen, dann lassen wir sie liegen und gehen ohne sie weiter.
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Seit Tagen lese ich über das Vorhaben von den Ministern Altmaier und Rösler das EEG (Erneuerbaren Energien Gesetz) zu novellieren. Das ist dringend geboten, aber bitte nicht wieder ein Schnellschuss. Nachdem man das EnWG(Energie Wirtschaftsgesetz) im letzten Jahr noch novelliert hat, was uns übrigens eine erhebliche Strompreissteigerung eingebracht, soll nun das EEG wieder alles richten
Reden wir zuerst kurz über das EnWG. Dort wurde u.a. neu geregelt, dass die Risiken zur Anbindung der offshore Windparks unter bestimmten Voraussetzungen auf die Verbraucher umgelegt werden. Insofern konsequent, da ja das Versicherungsrisiko von Kernkraftwerken die Allgemeinheit trägt, was jedoch im Unterschied zu den erneuerbaren Energien nicht über eine Umlage auf die Verbraucher erfolgt, sondern über die Steuerlast bezahlt wird. Eine positive Folge des EnWG ist der Netzentwicklungsplan für Deutschland. Das ist ein wirklich gutes Ergebnis und bringt eine Spur von planvollem Vorgehen der Netzbetreiber ans Tageslicht. Lassen sie mich anmerken, dass die Netzbetreiber in den letzten 10 Jahren ca. 80km Neubaustrecke von Ferntrassen an Land hatten und jetzt in den nächsten 10 Jahren ca.3.600km bauen sollen. Mir fällt hier nur ein: Wer soll das finanzieren? Wo sind die Fachkräfte  für die Planung und den Bau? Die gibt es nicht einfach so vom Krabbeltisch. Fachkräftemangel hört nicht dort auf, wo Politik ihre Wünsche einfordert. Außerdem zu beachten, dass dies nur über ein Planfeststellungsverfahren einmal längs durch die Republik geht. Das dies nicht im nächsten halben Jahr oder im übernächsten Jahr abgeschlossen ist, sondern es wird sich über Jahre oder Jahrzehnte ziehen, sollte jedem klar sein. Es muss also eine Bremse beim Ausbau der Windkraft im Norden Deutschlands her, verpackt in eine für die Gebührenzahler rettende Strompreisbremse, damit nicht noch ein weiteres politisches Schlachtfeld eröffnet wird.

Gut, die Strompreisbremse an und für sich ist notwendig, das ist sehr löblich, dass die Politik jetzt hier ansetzt. Leider muss ich bezweifeln, ob die Herren Minister sich wirklich mit dem Thema  auseinander gesetzt haben, oder ob Herr Minister Altmaier um sein Überleben kämpft. Der Strompreis wird nach der Greenpeace Studie[1] von der Photovoltaik getrieben, die ca 30ct/kwh Mehrkosten verursacht, die über die garantierte Vergütung bezahlt wird. Die Windkraft ist nach dieser Studie die beste Lösung, da sie mit nur 8ct/kwh Mehrkosten verursacht. Doch zurück zum Thema und zu den Ideen zur Strompreisbremse aus dem Hause Altmaier:
1)      In den ersten 5 Monaten gibt es nur den Marktpreis des gelieferten Stroms.

Das ist im Kraftwerksbau normal, wenn es überhaupt eine Vergütung für die Inbetriebnahme und den Testlauf gibt. 5 Monate sind bei einer Windkraftanlage  zu lang und was ist, wenn wir einen negativen Strompreis haben, aus einem Überangebot heraus? Gleiches gilt für die Photovoltaik, die mit 6 Monaten dabei ist.

2)      Der Strom muss von den Betreibern direkt vermarktet werden.

Was heißt das eigentlich? Habe ich keinen Abnehmer für meinen Strom, dann darf ich nichts produzieren bzw. muss ich dann den produzierten Strom vernichten? Was passiert mit dem Einspeisevorang der erneuerbaren Energien? Steht der Ökostrom jetzt im direkten Konkurrenzkampf zu den thermischen Kraftwerken? Wenn ja, dann werden wieder thermische Kraftwerke gebaut werden, die zur Netzstabilisierung dringend gebraucht werden.

3)      Die Bestandsanlage bekommen im Jahr 2014 eine reduzierte Vergütung um 1,5%

Das hört sich wenig an, geht jedoch direkt vom Gewinn weg. Bei einer Rendite von 2,5-6,5% kann es schnell knapp werden, gerade bei langer Windstille oder wenig Sonnenstunden.
Die Banken werden die Finanzierung unter diesem Aspekt neu in Ihrem Risiko bewerten und es leicht vorauszusagen, dass die Kredite teurer werden und sich damit die Rendite weiter vermindern wird.

4)      Die EEG Umlage wird auf 5,277ct/kwh bis Ende 2014 festgelegt und danach einer Steigerung von 2,5% festgelegt.

Ungeachtet der Tatsache, dass sich die Reallöhne seit 1999 bis heute um 1,9% in der Kaufkraft reduziert haben, geht diese Steigerung voll in die kalte Progression.
Schlimmer wiegt der Umstand der schwierigen Prognose, was ein Windrad/Photovoltaik zukünftig an Einnahmen zu erwarten lässt. Werden die Vergütungen noch weiter reduziert, wenn sich nur dadurch die Steigerung von 2,5% einhalten lässt?
Diese und andere ungelösten Punkte machen jedes Projekt nicht finanzierbar. Keiner kann mehr eine verlässliche Einnahmeprognose stellen, da unabhängig vom den statistischen Wind und Sonnen Stunden es nicht mehr gewährleistet ist, dass der Strom abgenommen wird. Kein Investor/Bank lässt sich auf eine solche Wette ein.

Heißt das im Umkehrschluss, wenn keiner den Ökostrom aus Neuanlagen kauft, dass dann die Bestandsanlagen die Energiewende waren bzw. sind?
Oder soll mit den Maßnahmen der Ausstieg aus der Energiewende insgesamt schleichend herbeigeführt werden?

Was wäre zu tun?
a)      Den Energiesektor in einem Ministerium zusammenfassen und nicht wie bisher in das dominierende Umweltministerium und dem unterlegenen Wirtschaftministerium aufteilen. Vielleicht sogar ein eigenes Ministerium, denn jeder vergleicht den Versuch der Energiewende mit dem Flug auf den Mars.

b)      Fachleute aus der Wirtschaft, ohne Interessenkonflikt, müssen dieses Dilemma schnell lösen. Die beteiligten Politiker sind hier keine Option für unsere Zukunft.

c)       Die Bürger sollten über ein solch wichtiges Thema selbst entscheiden. Hier wäre eine Bürgerbeteiligung zwingend erforderlich. Der Streit zwischen den Parteien macht mir keine Hoffnung auf einen guten Konsens.
Will die Politik über Umweltschutz reden, dann sollte sie dies auch wirklich tun. Der Energiebedarf für Heizung und Warmwasseraufbereitung liegt in Deutschland deutlich über dem des Strombedarfs. Dort liegen Einsparpotenziale von CO2 Ausstoß. Investitionen in moderne Heizungen belasten nicht die Allgemeinheit, sondern entlasten die Umwelt, schonen die Ressourcen und machen sich langfristig bezahlt.

Das Thema wird uns über den Wahlkampf hinweg begleiten.



[1] Was Strom wirklich kostet – Studie im Auftrag von Greenpeace Energy EG und BWE e.V.

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